BUCHVORSTELLUNG UND KÜNSTLERINNENGESPRÄCH
Wer Fotos von »Zigeunern« betrachtet, knüpft an ein kollektiv geteiltes, vermeintliches Wissen an: Eine jahrhundertealte Ikonografie des »Fremden« macht den »Zigeuner« zur Projektionsfläche für Überlegenheitsfantasien und Angstbilder, aber auch für erotische und exotische Sehnsüchte.
Das neue Buch des Historikers Frank Reuter ist die erste systematische Untersuchung zur Rolle der Fotografie bei der Ausformung stereotyper »Zigeuner«-Bilder. Es zeichnet die Genese des fotografischen »Zigeuner«-Bildes nach und macht Verbindungslinien zur Kunst und Literatur sichtbar. Dabei nimmt es ganz unterschiedliche Medien und Formate in den Blick: vom Schulbuch bis zur Bildpostkarte, vom populären Magazin über das Propagandafoto bis zum privaten Schnappschuss von der Front. Der Autor untersucht an exemplarischen Bildbeispielen die Stigmatisierungsmuster, die dem Konstrukt »Zigeuner« zugrunde liegen und die bis heute wirksam sind. Dabei geht es immer auch um die konkrete Verwendung der Fotografien und um ihre gesellschaftlichen Funktionen.
Die in dem Buch gewonnen Erkenntnisse stehen in einer ganz besonderen Wechselwirkung zu den in der Galerie ausgestellten Arbeiten von Fotografen mit familiärer Bindung zur Minderheit. Im Gespräch mit dem Autor Frank Reuter und dem Kurator der Galerie Moritz Pankok, berichten die KünstlerInnen Valérie Leray und Nihad Nino Pušija von ihren Erfahrungen.
Wed – Sat 12 –18h