Drei Punkte, die durch eine Linie miteinander verbunden werden. Erstaunlich, dass ein so simples Konstrukt wie des Dreieck, in der Naturwissenschaft, Mathematik, Religion, Industrie, Architektur und in der Kunstgeschichte ein so bedeutsames Element ist. In der Natur kommt das Dreieck als streng geometrischen Form nur in der Kristallbildung vor, als Struktur bei den Verzweigungen im Pflanzenreich und bei vielen Gelenkformen der Tiere und Menschen. Vor allem ist das Dreieck eine vom Menschen konstruierte Form: Wir sehen es z.B. an Dächern, bereits seit der griechischen Antike an den Segmentgiebeln öffentlicher Gebäude und Tempel, später an den Türmen der christlichen Kirchen.
Das Dreieck ist das Grundelement aller Vielecken. Indem es über seiner Basis mit ungleichen Schenkeln in ungleichen Winkeln gebildet werden kann, stellt es eine überaus dynamische und variable Figur dar. Allen Dreiecksformen haben eine Balance, in der sich Dynamik und Statik auf subtile Weise die Waage halten. Die Mittelsenkrechte auf der Basis teilt das Dreieck in zwei symmetrische Hälften.
Dreiecke betonen meist die Bildfläche, können jedoch auch eine Tiefe andeuten. Vor allem in der kunstgeschichtlichen Epoche der Renaissance wurde die Form des Dreiecks von zahlreichen Künstlern, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung religiöser Themen als Kompositionsfigur verwendet. In der durch die geometrische Form des Dreiecks verkörperten Klarheit sahen die Künstler ein hervorragendes Symbol zur Darstellung der göttlichen Dreifaltigkeit. Schon Pythagoras hielt das Dreieck, vor allem das gleichseitige, für ein Bild der Gottheit, die christliche Trinitätsvorstellung machte es später zu ihrem Symbol, u. a. als dem "Auge Gottes".
Das optische Dreieck in einem Bild hat - ähnlich wie der Goldene Schnitt - eine sehr ordnende und harmonisierende Funktion. Die reine Darstellung dieser streng geometrischen Form bedienten sich in der Kunst erstmals die Künstler der Geometrischen Abstraktion. Die Anfänge liegen in der geometrisch geprägten Avantgardekunst der ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts. Künstlern wie Piet Mondrian, László Moholy-Nagy, Kasimir Malewitsch und Robert Delaunay waren wichtige Vertreter dieser Kunstrichtung. Die Verwendung von ausschließlich geometrischen Formen wie dem Quadrat, Rechteck, Dreieck, Kreis und Ellipse sind prägend für diese Stilrichtung. Typisch für die geometrische Abstraktion sind klar erkennbare Linien und die Aufteilung des Bildinhaltes in Einzelflächen. Die verwendete Farbpalette beinhaltet Primärfarben und "unbunte" Farben wie Schwarz, Weiß und Grau, in allen Tonabstufungen. Der Bildinhalt ist nicht gegenständlich, im Vordergrund steht das Zusammenspiel von Form und Farbe. Dieses Zusammenspiel findet sich auch in den ausgestellten Werken von Isabelle Borges, Amelie Grözinger, Janine Eggert & Philipp Ricklefs und Christopher Sage wieder.
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