Spiegel sind eigenartige Gegenstände: Sie erzeugen Bilder, ohne diese zu fixieren oder zu materialisieren. Die Bilder bleiben im Spiegel nicht haften. Auch der Spiegel selbst tritt manchmal nicht in Erscheinung - man achtet auf das Bild, das Objekt Spiegel wird übersehen. Man kann nun versuchen, das Bild im Spiegel mit einer Kamera festzuhalten, was allerdings bedeutet, dass auch die Kamera und der Fotograf im Spiegel zu sehen sind. Ist das Bild der Kamera im Ausschnitt kleiner als der Spiegel selbst, wird der Spiegel als Spiegel unsichtbar.
Was passiert nun aber, wenn der die Kamera auslösende Künstler zugleich anwesend und auch abwesend ist, weil nämlich seine Hände zwar sichtbar, sein Körper aber zu entschwinden scheint? Hat er sich aufgelöst oder hat er sich hinter dem Körper der Kamera versteckt? Ist das möglich? Kann man sich vor einem Spiegel verstecken, der doch eigentlich alles sichtbar macht? Ja, man kann! Die Gesetze der Perspektive ermöglichen, dass ein kleiner Körper - die Kamera - einen viel größeren Körper - den Menschen - in die Tiefe des Raumes verbannt und ihn unsichtbar macht.
Hengesbach Gallery vertritt originäre Positionen zeitgenössischer Kunst mit einem europäischen Schwerpunkt. Das Programm reflektiert in vielfältiger Weise die materiellen und inhaltlichen Möglichkeiten von Kunst. Unser Interesse ist es, einen Dialog mit der gegenwärtigen Kulturphilosophie zu führen.