Schon früh tauchten Wort und Schrift als künstlerische Ausdrucksform in den Bildern und Collagen Gérard Charrières auf. Der in Berlin lebende Künstler hat für die Dialektik von Lebenswut und Sehnsucht nach sozialer Kommunikation eine ebenso überzeugende wie individuelle Form geschaffen: Ekstatisch gemalt, anscheinend endlos formuliert und doch durch empfindsame Pracht betörend, erzählen seine Werke von der Faszination mit dem Wort und der Schrift, wobei das Wort als rein visuelle Form und der Gestus der Schrift als fortlaufender Schöpfungsprozess einen alles verbindenden Aspekt seiner Gemälde bilden.
Vom 16. März bis 10. Mai 2013 sind in der BLAUE STUNDE Galerie Bilder Charrières aus den Jahren 2005 – 2013 zu sehen. In dieser Zeit hat er Worte und Zeilen hintereinander und übereinander fortlaufend auf die Leinwand gebracht. „Es ist eine Form der inneren Befreiung, der Schaffenskraft“ so Charrière. Das endlose Übereinanderschreiben der Worte und Schriftzüge wirkt dabei in seiner Entstehung befreiend, der Akt des Schreibens wird zum Thema und Katalysator zugleich. In empfindsamer Bewusstheit verarbeitet Charrière auf ihn einströmende Worte zu einer Momentaufnahme von dessen Ausdrucksmöglichkeiten. Das Ergebnis sind berauschende Werke von großer Sensibilität und Lebensfreude.
Obwohl er seine Inspiration sowohl aus positiven als auch tragischen Ereignissen bezieht, wirken Charrières Bilder nie düster oder hoffnungslos, sondern strahlen Lebendigkeit, Dynamik und Zuversicht aus. Das Schreiben und die Schrift sind für Charrière eine im Wesenskern durch und durch menschliche Handlung, das immer wieder neu- oder überschriebene Wort ist Ausdruck des immerwährenden und stets von neuem beginnenden Schöpfungsprozesses. „Angesichts der Mäanderbewegungen des Lebens bleibt allein die Hoffnung dessen, dass ich mir keine Sorgen über ein Leben machen muss, das sich in ständiger Bewegung befindet.“
Gérard Charrière
Der 1935 im schweizerischen Fribourg geborene Kosmopolit Gérard Charrière hat schon früh das Buch und die Schrift als Ausdrucksform und Katalysator der inneren Befreiung für sich entdeckt. Nach einer Buchbinderlehre in Basel, studierte er am Lycée Technique Estienne zu Paris, wo er sich zum ersten Mal dem Entwerfen und Kreieren des Buches als Kunstobjekt widmete. 1964 verschlug es ihn nach Chicago, vier Jahre darauf nach New York, wo er Kunstmalerei an der Art Students League studierte, und bis zu seiner Umsiedlung (2001) nach Berlin lebte.
Gérard Charrières Werke sind in vielen internationalen Sammlungen vertreten, unter anderen bei Cartier in Luzern, dem Kunstmuseum in Basel und dem Staatsmuseum in Bern, der Princeton University in New Jersey, der Julius Bär Bank in New York und der Schweiz, der Privatkollektion der Schober Holding in Ditzingen und vielen mehr. Seine Bilder wurden weltweit ausgestellt, darunter in Einzelausstellungen im Metropolitan Museum in New York und der Galerie von Geymüller in Essen.
Gedanken und Gefühle - belastende und schöne - hat Charrière in ganzen Büchern für sich aufgeschrieben um sie zu verarbeiten. Das gelingt ihm am besten in der Auseinandersetzung mit den visuellen und abstrakten Qualitäten von Worten und Schriftzügen. Als künstlerische Ausdrucksform dient sie seinem stetigen Weitersuchen nach innerer Befreiung.