Für die Ausstellung Danny – ihre erste im eigenen Raum – hat Hester Oerlemans einen Boxring geschaffen.
Wie in allen ihren Arbeiten tritt die schwebende Struktur in einen Dialog mit dem sie umgebenden Raum,
der hier vor allem durch den abgrenzenden Zaun bestimmt wird, an dem der Blick gebunden ist.
So bildet der Ring eine zweite „Umzäunung“ hinter der ersten, vorderen und suggeriert gleichzeitig eine
mögliche Geschichte von Danny, dem Boxer auf der Rückwand, dessen Handschuhe wie geschwollene
Glieder aus dem Bild ragen. Hinter der anonymen Pose verbirgt sich Danny Hellebuyck, der in den 50er Jahren
mehrmals Belgien-Meister wurde und einmal auch an den Olympischen Spielen teilnahm.
Fast immer sind Oerlemans Installationen Orte menschlicher Begegnungen. Das gilt sehr konkret für ihre Arbeiten
im öffentlichen Raum, aber auch für Danny, wo die spielerische Nachahmung des Boxrings und das Foto eines toten,
lokalen Stars jedoch eher ein Gefühl von Abwesenheit hervorrufen. Dabei lotet Oerlemans wie immer alltägliche
Materialien aus und setzt sie neu zusammen, um gewohnte Ereignisse und Lokalitäten zu verwandeln: Gürtel umspannen
den Ort des Kampfes, während die Handschuhe des Boxers aus Keramik sind, die wiederum durch Abgüsse von
Luftballons hergestellt wurden. Es ensteht ein Geflecht aus Schwere und Leichtigkeit, Fragilität und Wucht.
Ein traditionell maskuliner Schauplatz in einem femininen Outfit, dessen Schnallen und Farben eine Leere umgrenzen.
Text: Anne Ethelberg
