Die Galerie Jordan/Seydoux – Drawings & Prints freut sich sehr die Einzelausstellung "Schriftarbeiten / Dessin-écriture" des Berliner Künstlers Mark Lammert zu präsentieren.
Die Kunsthistorikerin und Ethnologin Dr. Judith Elisabeth Weiss wird am 13. Februar in der Galerie über das Werk Lammerts in einem Vortrag sprechen. Zum diesen Anlass wird ein Wechsel der Hängung statt finden: es wird ein monumentales Schriftbild von 2008 gezeigt, das bereits in der Ausstellung „Notation. Kalkül und Form in den Künsten“ (Akademie der Künste, Berlin; ZKM, Karlsruhe, 2008/2009) zu sehen war. Der Künstler wird bei der Eröffnung am 10. Januar und bei dem Event anwesend sein.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Lammerts 2003-2004 entstandenen Schriftbildern, darunter zwei großformatige sowie junge kleinere Arbeiten von 2013. Den Höhepunkt bildet das groß dimensionierte Werk Notation, das erst nach dem Wechsel der Hängung zu sehen sein wird.
In seinen Schriftbildern fügt Lammert weiß oder farbig grundierte mittig aufgeschlagene Schulhefte zu großen Bildflächen zusammen, auf deren Raster der einzelnen Seiten sich komplexe Figuren und Zeichen in malerischer Wirkung entfalten. Mit schwarzem Kugelschreiber bringt der Künstler in einem mühevoll ausdauernden, fast meditativen Akt, vergleichbar mit der Arbeit in mittelalterlichen klösterlichen Schreibstuben, Textabschriften seiner täglichen Lektüre auf. Aus Textlücken, Aussparungen und leeren Stellen bilden sich über das gesamte Format gebreitete Motive. So zeigen sich abstrakte, schemenhaft abstrahierte menschliche oder tierische Formen, wie z.B. der ausgestellte Skarabäus auf roten Grund.
Die Texte sind durch die Eigenart der Handschrift mit ihren eng aneinandergereihten Buchstaben und eng gesetzten Worten fast unleserlich und erfahren somit eine starke grafische Verdichtung. Das Inhaltliche scheint in den Hintergrund zu rücken. Als Fläche wahrgenommen funktioniert das Textbild selbst wie eine Farbe.
In der Arbeit "Notation" hat der Künstler 42 Hefte und ein einzelnes mehrseitig bearbeitetes Buch zu einer großen Bildfläche zusammengefügt. Ungerahmt direkt auf die Wand montiert, durch die Möglichkeit des Blätterns in den einzelnen Buchseiten sowie durch die Form und das Volumen des Papiers bewegt sich Lammert hier an der Grenze zwischen Bild und Papierskulptur.
Seine Schriftbilder sind in engem Zusammenhang mit seinen seit den achtziger Jahren angelegten Arbeitsbüchern zu sehen. Literarische Abschriften, Zeitungs- und Bildausschnitte, Skizzen, Zeichnungen und Knochenrisse, die er immer wieder thematisiert, setzt er ohne sofort erkennbare Kontextualisierung einander gegenüber und lässt dem Betrachter viel Raum zu eigener Annäherung und Entschlüsselung.
Mark Lammert, 1960 in Berlin geboren, studierte von 1979-86 an der Kunsthochschule Weißensee Malerei und war von 1989-92 Meisterschüler an der Akademie der Künste zu Berlin. 1993 gestaltete er für Heiner Müllers Inszenierung „Duell-Traktor-Fatzer“ seinen ersten Bühnenraum und trat seit dem regelmäßig als Bühnenbildner, insbesondere für die Regisseure Jean Jourdheuil und Dimiter Gotscheff, in Erscheinung.
Für sein künstlerisches Schaffen wurde er vielfach ausgezeichnet. Er erhielt den Grafikpreis der Kunstmesse Dresden (1998) und dem Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste (1999). 2000/01 wurde er von der Académie Expérimentale des Théâtres nach Paris eingeladen und 2002 mit dem Eberhard-Roters-Stipendium für Malerei der Preußischen Seehandlung geehrt. Als Artist in Residence des Couvent des Récollets, lebte er eine längere Zeit in Paris. Seit 2011 lehrt Lammert als Professor für Malerei und Zeichnung an der Universität der Künste Berlin.
Mark Lammert erlangte früh mit seinem malerischen und zeichnerischen Werk gleichermaßen Aufmerksamkeit durch zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen. Er beteiligte sich beispielsweise an den Ausstellungen „Deutschlandbilder“ (1997), „Kabinett der Zeichnung“ (2000), „Wahnzimmer – Kunst und Kultur der achtziger Jahre in Deutschland“ (Museum der Bildenden Künste, Leipzig; Folkwang Museum, Essen, 2002) und „Warum –Bilder diesseits und jenseits des Menschen“ (Martin-Gropius-Bau, Berlin, 2004). Seine Werke wurden u.a. im Kunstraum Les Subsistances in Lyon (2003) und im Fundação Gulbenkian in Lissabon (2005) gezeigt. Aktuell sind Arbeiten Mark Lammerts bis zum 02.03.2014 in der Ausstellung „WELTREISE. Kunst aus Deutschland unterwegs. Werke aus dem Kunstbestand des ifa 1949 – heute“ im ZKM in Karlsruhe zu sehen.