Exhibitions

Peter Freitag (*1972) dekonstruiert Werbung. Ausgangsmaterial für seine kleinen und großen Arbeiten sind Reklameaushänge der Fashion- und Beautyindustrie für Bushaltestellen und ganzseitige Anzeigen aus Hochglanz- und Kunstmagazinen. Bevorzugtes Motiv: Verführungsposen attraktiver Männer und Frauen.

Mit Aceton, Schmirgelpapier und Skalpell rückt Peter Freitag den Blättern zu Leibe. Die Inhalte werden beschnitten, aufgelöst und ausgelöscht. Mehrere Bildschichten werden kombiniert, über und untereinander arrangiert. Aus den Spuren der Zerstörung und Transformation entstehen neu zusammengesetzte, malerisch anmutende Abstraktionen. Collagen, die mal zu schweben scheinen, mal mehrere Dimensionen miteinander verschmelzen lassen. Die Hochglanzvorlage, das Ausgangsmaterial, ist dabei kaum mehr zu erahnen. Diese Arbeitsprozesse erinnern an die eines Bildhauers: Aus einer festen Form arbeitet der Künstler ein neues Wesen heraus.

Der Titel der Ausstellung, der einer Anzeige entnommene Satz „shocked, I had no idea that this world existed!” bringt diese ungewöhnliche Seherfahrung perfekt auf den Punkt. Hier entstehen neue Bilderwelten, die – und das ist wichtig – digital so nicht zu erschaffen sind.

Es ist nicht das erste Mal, das Peter Freitag Werbung als Ausgangsmaterial für seine Arbeiten verwendet. In Serien wie „Scenes for Life“ aus dem Jahr 2006 beispielsweise benutzte er die fotografischen Vorlagen von Versandkatalogen, um neue, mehrdeutige Alltagssituationen zu entwerfen, die in einem letzten Schritt abfotografiert wurden. Doch im Gegensatz zu den aktuellen Arbeiten, waren diese noch visuell deutbar, erzählten Geschichten. Peter Freitags neue Bilder lösen sich aus der narrativen Ebene, um in gestischem Pathos zu sublimieren.