Gatzemeiers Werke sind von einer Doppelnatur geprägt, dem Apollinischen und Dionysischen, dem Eros und Thanatos. Die virtuose Beherrschung der Techniken der Zeichnung und Malerei prägt seine Bilder ohne akademisch zu sein. Obwohl er an der Leipziger HGB Malerei studiert hat, ist er nicht in den Kontext der zuletzt aufgefallenen „Leipziger Schule“ einzuordnen aber doch durch die handwerkliche Ausbildung geprägt.
Eduard Beaucamp, der Doyen der deutschen Kunstkritik, schreibt: „Ende der neunziger Jahre klären sich die meist dunklen, brodelnden Farbfelder zu lichten Himmelsräumen auf. Die Figuren schälen sich aus dem doppeldeutigen Untergrund heraus und haben nun ihren Auftritt auf ausgeleuchteten Bildbühnen der Renaissance, des Manierismus und des Barock. Auf die wilden Dionysien folgt ein fast schlackenloser, schattenfreier, apollinischer Klassizismus, der sogar Ingres ins Visier nimmt.“
Das Zentrale Bild der Ausstellung „Le Ciel“ verweist auf die Beschäftigung Gatzemeiers mit den Zeichnungen des Manieristen Pontormo. An Hand zahlreicher Modellstudien entwickelte er eine Komposition von verschlungenen Leibern, die, zum Teil freischwebend im Raum, ein Gefühl des Losgelöstseins vermitteln.
Nach der Ausstellung des Projekts „17 Plastiken“ 1994 im damaligen Reichtag Berlin - einer Arbeit in Reaktion auf die rechtsradikalen Morde im Jahr 1992 – ist Gatzemeiers Ausstellung in der Michaela Helfrich Galerie die erste Präsentation seiner Gemälde in Berlin.
Gatzemeier hat zu seiner Ausstellung den Fotografen Horst Kistner eingeladen, der in Anlehnung an sein Bild „Die Gärtnerin“ Fotografien ausstellt. Die Verbindung zu seiner Arbeit ergibt sich durch eine ähnliche malerische Inspiration und dem Impetus des Melancholischen.
Thomas Gatzemeier
Himmel & Leib
Malerei und Grafik
Fotografien von Horst Kistner
Vernissage 18.10.2014, 19Uhr
18.10 – 22.11.2014
Michaela Helfrich Galerie – Berlin